Was macht eigentlich unser Gehirn, während wir etwas gestalten?
- Bea Klenk
- 7. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Juli
Etwas zu gestalten bedeutet, etwas zu tun, was erst einmal keinen Sinn hat. Seien wir doch mal ehrlich: Was soll das? Zumindest hat es erst einmal keinen erkennbaren, materiellen Sinn (es sei denn, Du bist professionelle Künstler:in und verdienst Dein Geld mit Kunst). Dieses zweckfreie Tun ist aber für uns sehr wichtig, es hat unter anderem eine wesentliche Wirkung: Unser Gehirn entspannt.

Indem wir herumprobieren mit Farben, Formen, Materialien kann also etwas Wunderbares geschehen: Nach anfänglicher Scheu, oder auch – je nach Naturell – etwas Stress, kehrt nach einer Weile innerlich Ruhe ein. Wir können in einen Zustand gelangen, in dem wir einfach nur im augenblicklichen Moment sind und ganz in unserem Tun aufgehen. So, wie es uns früher als Kinder täglich ganz mühelos gelang. Wir kommen in einen Flow-Zustand. Der Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi gilt als Begründer der Flow-Theorie und erlebte bei seinen Forschungen, dass Flow-Zustände bei vielen Tätigkeiten entstehen können, z. B. über das Erleben der Sinne, bei Bewegung, bei künstlerischen Tätigkeiten etc. Im Prozess des schöpferisch-kreativen Gestaltens kann es durch Hingabe ans Tun zu Phasen kommen, die frei von Gedanken und Selbstreflexion sind, die dann sogar wie losgelöst von Raum und Zeit erscheinen – verbunden mit einem großen Glücksempfinden. Gleichzeitig wird eine angenehme Ordnung im Bewusstsein, eine Harmonie empfunden, denn der Mensch ist sehr umfassend – emotional, gedanklich und im Erleben über die Sinne – auf ein Ziel hin ausgerichtet.
Solche Momente sind heutzutage rar, leider. Denn sie sind wichtig. Wir können nicht immerzu „machen und tun”, effektiv arbeiten, Dinge erledigen ... ohne früher oder später auf Grund zu laufen. Unser Gehirn und unsere Seele brauchen diese Momente der Besinnung. Und wer nicht in einen Kunstkurs kommen kann, kann sich vielleicht eine kleine Mal-Ecke und eine Mal-Zeit einrichten: 1 x am Tag 15 Minuten (anstatt nochmal Social-Media Nachrichten checken) reichen aus. Wenn wir das regelmäßig machen, z. B. mit einem Mal-Tagebuch, hat das große Wirkung. Viel Freude beim Malen!
Quellen: Csikszentmihalyi, M. (1992). Flow. Das Geheimnis des Glücks. Klett-Cotta.
Csikszentmihalyi, M. (1997). Flow und Kreativität. Wie Sie ihre Grenzen überwinden und das Unmögliche schaffen. Klett-Cotta.
Klenk, B. (2022). Masterarbeit: Mit Sinn und Verstand. Das offene Kunst-Therapie-Atelier als Präventionsmaßnahme seelischer Gesundheit in der Nachbarschaft.
Vollmer, B. (2012). Der kreative Prozess als Bewältigungs-Strategie. Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 23 (3), 167-173. Hogrefe.

