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Der Hype um Buttergelb

Da schon seit einiger Zeit Butter und Buttergelb in Mode sind, habe ich das zum Anlass genommen, mich zu fragen, was der Grund dafür sein könnte. Geht es doch hier um eine Farbe und gleichzeitig um Fett in Form von Butter – für mich als Malende, die insbesondere Farbe so stark im Fokus hat, also ein sehr schönes und interessantes künstlerisches Thema! Farben sind eng mit unseren Emotionen verbunden und nun ist diese sehr helle Farbe im Trend, Menschen kleiden sich gerne darin und kochen wieder ganz traditionell mit Butter. Schon Beuys hat sich mit der Qualität von Fett beschäftigt. So sehr, dass er damit gestaltete, man denke nur an seine provozierende Fettecke. Für ihn war z. B. der wandelbare Aspekt von Fett bei seiner Arbeit wichtig – gekühlt sogar schneidbar, zerfließt es bei höheren Temperaturen. Damit konnte er vorzüglich bildhauerisch umgehen. Darüber hinaus stellte er den Wärmeaspekt heraus: Fett bedeutet Wärme und wir kennen das Bedürfnis danach an kalten Wintertagen. Er wollte darauf aufmerksam machen, dass wir in der Gesellschaft Wärme und mehr Mitmenschlichkeit brauchen. Das könnte auch heute ein Bedürfnis sein, das in der Tiefe gespürt wird, auch wenn den meisten Menschen die Verbindung zu der Vorliebe für Butter vielleicht nicht so bewusst sein wird. Mir fiel auch ein, dass nach dem Krieg auf einmal Pastellfarben in Mode kamen. Von Flohmärkten kennen wir noch das Geschirr, in Rosa, Lindgrün, Hellblau – und einem ganz zarten Buttergelb. Das waren Farben, die die Menschen damals ertragen konnten. Das hört sich vielleicht merkwürdig an, doch kräftige Farben sind in der Lage, starke Emotionen hervorzurufen und das konnte man damals nicht gebrauchen. Alle waren mit dem Wiederaufbau beschäftigt und das Hervorholen von starken Emotionen und damit verbundenen traumatischen Erlebnissen hätte überfordert. Heute leben wir in krisenhaften Zeiten mit einem Krieg vor unserer Haustür. Das sind belastende Zeiten und es könnte sein, dass diese extrem helle, „liebe” Farbe ganz einfach die Seelen streichelt. Sie erinnert an Vanille und lässt uns emotional „in Ruhe”.


Einige Beispiele von Bildern, die in der Stunde entstanden sind.


Wir haben das zum Anlass genommen, uns in der letzten Stunde vor der Sommerpause mit der Farbe Buttergelb zu befassen. Die Anregung führte wieder zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Auch das Empfinden, welche Farben dazu passen war sehr unterschiedlich. Auffallend war, dass das Thema eine Leichtigkeit hervorrief und allgemein gemocht wurde. Die Wirkung dieser Farbe war unmittelbar erlebbar geworden. Eine Teilnehmerin malte am Ende ein ganzes Blatt nur in Buttergelb und war glücklich!

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